Rezension: "Auslöschung" von Jeff Vandermeer


Randdaten:
Originaltitel: Annihilation
Deutscher Titel: Auslöschung
Verlag: Kunstmann
Seiten: 233
Genre: Mystery, Sci-Fi, Horror, Dystopie
Reihe: Southern Reach Trilogie Band 1

Seit vor 30 Jahren ein mysteriöses "Ereignis" in Area X geschehen ist, ist sie von einer unsichtbaren Grenzen umgeben. Niemand weiß, was hinter diesen Grenzen passiert. Daher werden nach und nach Expeditionen nach Area X geschickt, um das Land zu erforschen. Jede Expedition ist bisher gescheitert und alle Forscher ums Leben gekommen. Die zwölfte Expedition besteht aus einer Biologin, einer Psychologin, einer Anthropologin und einer Vermesserin. Dieses Buch beinhaltet das Tagebuch der Biologin, die nicht nur Angst vor Area X haben muss, sondern auch vor ihren Kolleginnen...

 Ich finde beide ziemlich hässlich. Das einzig coole an dem Buch ist, dass es unter dem Schutzumschlag aussieht, wie das Notizbuch, dass die Biologin in Wahrheit benutzt.

Um es kurz zu machen: Dieses Buch ist absolut nicht zu empfehlen. Wer trotzdem mehr wissen möchte darf natürlich weiterlesen. Ich sage schonmal vorher Entschuldigung, dass ich dieses Buch so sehr auseinander nehmen muss...

Erstmal ist es ziemlich nervig, dass im gesamten Buch nicht ein einziges Mal die Namen der vier Damen genannt werden. Es wird zwar erklärt, wieso das so ist, aber trotzdem finde ich das einfach nur anstrengend zu lesen und erzeugt außerdem starke Distanz zu allen Charakteren, die ich aber ohnehin auch nicht mochte.
 Nicht einmal die Protagonistin konnte auch nur ansatzweise Sympathiepunkte erhalten. Sie war einfach schrecklich unsympathisch für mich. Auch konnte ich ihre Beweggründe kein bisschen nachvollziehen. Sie ist selbstsüchtig, egozentrisch, völlig fixiert auf ihre Biologie und lebensmüde - eine Mischung die sie nicht unbedingt zu meiner Freundin werden lässt. Generell sind die Charaktere einfach schrecklich einseitig und flach. Zum Beispiel interessiert sich die Biologin schlichtweg für gar nichts, solange es nicht einen Einfluss auf die Natur hat. Wie einfallsreich.

Die Handlung ist an sich zwar spannend, wird aber so schlecht erzählt, dass ich trotzdem Mühe hatte, nicht einzuschlafen. Was mir auch des öfteren passiert ist. Irgendwie ist es fast schon Ironie, wie dramatisch spannend dieses Buch eigentlich sein sollte und wie langweilig es tatsächlich war. Es gab gruselige Stellen - zumindest sollten sie glaube ich gruselig sein - die mich kein bisschen gegruselt haben. Und ihr wisst glaube ich mitlerweile, dass ich echt ne krasse Schissbuxe bin! Auf Goodreads wurde dieses Buch trotzdem als "Horror" eingestuft. Bin ich über Nacht irgendwie so stark abgehärtet?
Der Schreibstil ist irgendwie ungewöhnlich und auch das nicht im positiven Sinne. Es ist nicht grade der schlechteste Stil, den ich je gelesen habe, aber er ist auch nicht grade angenehm zu lesen.  Besonders auffällig fand ich, da es ein Tagebuch ist, dass die Protagonistin so schreibt, als hätte sie ihr Tagebuch erst gaaaaanz am Ende der Expedition geschrieben. Was aber nicht stimmt, da sie eigentlich täglich schreibt. Später wird einmal gesagt sie hätte das alles "jetzt erst" aufgeschrieben, aber das passt nicht zusammen. Trotzdem weiß sie schon am ersten Tag ihrer Aufzeichnung, dass jemand sterben wird. Aber ich meine hellseherische Fähigkeiten sollen bei Forschern ja häufiger auftauchen.
Außerdem hat die Protagonistin ständig irgendwelche Vorahnungen, die sich natürlich im Nachhinein bestätigen. Diese Vorahnungen sind aber so weit hergeholt, dass das ganze wirklich sehr unrealistisch wirkt.
Besonders unlogisch fand ich den Part der Psychologin, die mit nur einem Wort alle hypnostisieren kann. Ist klar. Und unsere Protagonistin ist natürlich immun und bemerkt aber sofort den "Hypnosebefehlston". Völliger Bullshit, wenn ich das so sagen darf.
Zudem scheint unsere Protagonistin nicht nur eine tolle Biologin zu sein, nein! Sie entwickelt scheinbar Superwoman-Kräfte mit denen sie, trotz angeschossenem Arm eine ganze Frau alleine tragen kann! Das soll sie doch bitte mal vormachen. Passt aber bestimmt super zu ihren hellseherischen Fähigkeiten.
Ursprünglich hatte ich mir von diesem Buch eine Dystopie für Erwachsene erhofft, in der ich eventuell noch ein bisschen etwas von den verschiedenen Berufsfeldern der Frauen lernen könnte, aber in dieser Hinsicht wurde ich definitiv enttäuscht. Alle, die gerne Seitenlange Liebeshymnen an die Natur lesen möchten, könnte dieses Buch aber eventuell trotzdem gefallen.

Auslöschung hat kein bisschen meinen Erwartungen entsprochen. Es war nicht spannend, nicht interessant, hatte keine logische erkennbare Handlung und gelernt habe ich auch nichts. Wie euch vielleicht aufgefallen ist, kann ich diesem Buch leider überhaupt nichts positives abnehmen, außer vielleicht, dass es nur 233 Seiten lang ist und ich es daher ziemlich schnell hinter mich bringen konnte. Dafür kann ich leider nicht mehr als ein Herz verteilen.
Hat von euch schon jemand dieses Buch gelesen? Auf Goodreads hat es nämlich sehr gute Bewertungen bekommen, daher habe ich mich ziemlich gewundert, muss ich sagen. Außerdem bin ich etwas überrascht über die Einteilung in das Horror-Genre. Falls es jemand gelesen haben sollte und sich in dem Genre auskennt: Ist das echt schon Horror? Oder eher so Soft-Horror? ;) Dann könnte ich nämlich behaupten schonmal einen Horror-Roman gelesen zu haben und mich vielleicht sogar an weitere zu wagen ;)
Möglicherweise handelt es sich bei diesem Buch auch um ein höchstkomplexes Werk, dass sich meinem stümperhaften Jugendbuch-Urteilsvermögen vollkommen entzieht und eigentlich in 100 Jahren auf dem Lehrplan stehen wird - wer weiß. Falls das unwahrscheinlicher Weise tatsächlich der Fall ist, tut es mir Leid es so schlecht gemacht zu haben, aber ich bleibe auch in 100 Jahren bei dieser Meinung. 


Band 2: Authority / Autorität (erscheint im Januar 2015)
Band 3: Acceptance / Akzeptanz (erscheint im März 2015)


Vielen Dank an vorablesen und den Kunstmann Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!


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